Am 13. Februar 2025 ist es wieder so weit: Der Equal Pay Day in Österreich. Dieser Tag markiert den Zeitpunkt, bis zu dem Frauen aufgrund des Gender Pay Gap im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen umsonst arbeiten. Er wird jedes Jahr berechnet, basierend auf dem durchschnittlichen Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern, der auch 2025 noch eine alarmierende Zahl zeigt: Frauen verdienen im Durchschnitt 12,18% weniger als Männer.
Diese 12,18% entsprechen etwa 44 Arbeitstagen, die Frauen jedes Jahr kostenlos arbeiten – oder anders gesagt, etwa jedes achte Jahr. Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, wird die Lohngleichheit erst im Jahr 2080 erreicht sein.
Männer verdienten 2024 durchschnittlich in Österreich laut Stepstone Gehaltsreport etwa 58.000 € und Frauen 50.750 € brutto pro Jahr – was einem Gender Pay Gap von 12,5% im Jahr 2024 entsprach.
Dieser Lohnunterschied ist nicht nur eine Zahl – er steht für viele strukturelle und gesellschaftliche Ungleichheiten, die Frauen im Berufsleben benachteiligen. Abgesehen von den direkten Einkommensunterschieden, die Frauen bei gleicher oder ähnlicher Arbeit erleben, gibt es auch viele indirekte Faktoren, die zu dieser Lücke beitragen. So ist es nicht nur die gleiche Arbeit, die ungleich bezahlt wird, sondern auch der Zugang zu bestimmten Berufen und Karrieremöglichkeiten, die für Frauen schwieriger sind.
Ein markanter Einflussfaktor auf den Gender Pay Gap ist die Berufs- und Branchenwahl. Frauen sind häufig in schlecht bezahlten Bereichen wie Pflege, Handel und Bildung tätig. Diese Branchen haben oft niedrigere Löhne im Vergleich zu Bereichen wie Technologie oder Ingenieurwesen, in denen Männer stärker vertreten sind. Ein Viertel des geschlechtsspezifischen Lohngefälles sind auf diese ungleiche Branchenverteilung zurückzuführen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die hohe Teilzeitquote unter Frauen. Die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen in Österreich arbeitet in Teilzeit – im Vergleich dazu nur etwa jeder achte Mann.
Diese Teilzeitbeschäftigung von Frauen im Berufsleben geht oft auch mit einer geringeren Bezahlung und weniger Aufstiegschancen einher. Frauen haben ebenfalls seltener Führungspositionen als Männer. Jedoch können Frauen genauso erfolgreich Führungspositionen übernehmen wie ihre Vollzeitkollegen. Durch Konzepte wie Führungsduos, bei dem zwei Teilzeitkräfte gemeinsam eine Führungsebene teilen, können unterschiedliche Kompetenzen und Perspektiven miteinander kombiniert werden.
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Doch warum ist die Teilzeitquote überhaupt so hoch? Viel unbezahlte Arbeit: Frauen, die in einem Haushalt mit Kindern leben, sind häufig gezwungen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren oder ihre Karriere zurückzustellen, um familiäre Verpflichtungen zu erfüllen. Dies wirkt sich nicht nur auf ihre Freizeit, sondern auch auf ihre Karrierechancen aus.
Eine Studie zur Arbeitsteilung in Partnerschaften zeigt, dass Frauen in Paarhaushalten mit Kindern durchschnittlich zwei Drittel der Kinderbetreuung und doppelt so viel Hausarbeit wie Männer erledigen (unabhängig vom Haushaltseinkommen, ihrer finanziellen Beteiligung daran oder dem Umfang ihrer Erwerbstätigkeit). In Paarhaushalten ohne Kinder übernehmen Frauen im Durchschnitt 63 Prozent und Männer 37 Prozent der Hausarbeit.
Erwerbstätige Frauen leisten im Durchschnitt wöchentlich 27 Stunden unbezahlte Arbeit im Haushalt.
Ein wichtiger Hebel zur Bekämpfung des Gender Pay Gap ist die Verbesserung der Kinderbetreuungsangebote und die Erhöhung der Väterbeteiligung. Studien zeigen, dass Frauen besonders dann entlastet werden, wenn ihre Kinder eine Betreuungseinrichtung besuchen. Der Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen und die Förderung der Väterbeteiligung an der Kindererziehung sind daher essenzielle Schritte, um eine gerechtere Verteilung von unbezahlter Arbeit zu erreichen.
Zudem wünschen sich viele junge Paare eine gerechtere Aufteilung von Familienarbeit. Der Wunsch ist besonders bei jungen Frauen und Mädchen stark ausgeprägt, die traditionelle Rollenmuster hinter sich lassen wollen. Diese Entwicklung zeigt, dass sich die gesellschaftlichen Vorstellungen von Geschlechterrollen weiter verändern – ein positiver Schritt hin zu mehr Gleichberechtigung.
Seit 2012 müssen Unternehmen in Stellenausschreibungen das kollektivvertragliche Mindestentgelt angeben und seit 2014 müssen Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeiter*innen Einkommensberichte erstellen, die die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern offenlegen.
Auf europäischer Ebene wurde 2023 eine neue EU-Richtlinie zur Lohntransparenz erlassen, die Unternehmen verpflichtet, Informationen über das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu veröffentlichen. Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten müssen Maßnahmen ergreifen, wenn ihre Lohnlücke über 5% liegt.
Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Förderung der Karriereperspektiven von Mädchen und Frauen, insbesondere in MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). Durch gezielte Bildungsinitiativen und Programme werden junge Frauen ermutigt, sich in diesen Bereichen zu engagieren.
Diese Maßnahmen sind ein erster Schritt, aber der Weg zu völliger Lohntransparenz und Lohngleichheit ist noch lang. Es braucht noch mehr Bewusstseinsbildung, etwa durch den Equal Pay Day, der darauf aufmerksam macht, wie groß die Lohnlücke noch immer ist.
Jeder von uns kann dazu beitragen, den Gender Pay Gap zu verringern. Das beginnt mit mehr Transparenz in Unternehmen und einer kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen Arbeitszeitmodellen. Frauen sollten ermutigt werden, ihre Karrieren voranzutreiben und Führungspositionen anzustreben. Gleichzeitig müssen Männer stärker in die Hausarbeit und Kinderbetreuung eingebunden werden, um die Arbeitsbelastung auf beide Geschlechter gerecht zu verteilen.
Ein weiterer Schritt ist, dass Frauen selbstbewusster über ihre Gehälter sprechen und sich für faire Bezahlung einsetzen. Dies gilt nicht nur für den Beruf, sondern auch in Verhandlungen und bei der Auswahl von Arbeitgebern.
Der Equal Pay Day am 13. Februar 2025 zeigt uns deutlich, dass noch viel zu tun ist, um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen. Trotz bereits ergriffener Maßnahmen sind wir noch lange nicht am Ziel, was uns erneut vor Augen führt, wie wichtig es ist, weiterhin für Lohngleichheit zu kämpfen. Der Gender Pay Gap verringert sich stetig – wenn auch nur langsam (Equal Pay Day 2020: 25.02., Equal Pay Day 2015: 31.03., Equal Pay Day 2010: 13.04.). Wir müssen weiterhin auf die strukturellen Ungleichheiten aufmerksam machen und für eine gerechtere Verteilung von Arbeits- und Lohnchancen kämpfen. Denn gleiches Entgelt für gleiche Arbeit ist nicht nur ein rechtliches, sondern vor allem ein gesellschaftliches Gebot der Fairness.
Am Ende des Blogbeitrags ist es wichtig zu betonen, dass es sich bei den genannten Zahlen um den unbereinigten Gender Pay Gap handelt. Dieser berücksichtigt alle Faktoren, die zu Einkommensunterschieden führen, einschließlich Berufswahl, Arbeitszeit und Branche.
Zusätzlich gibt es noch den bereinigten Gender Pay Gap: Er bezieht sich auf den Gehaltsunterschied zwischen Frauen und Männern, die über die gleichen Merkmale wie Berufserfahrung, Bildung und Position verfügen. Aktuell beträgt dieser bereinigte Gap in Österreich etwa 6,3 Prozent.
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